Den Biodiversitätsverlust der Gewässer stoppen – trotz Klimawandel
Den Biodiversitätsverlust der Gewässer stoppen – trotz Klimawandel
Unser Ziel
Im Rahmen dieses Projekts soll Wissen über aquatische Biodiversität sowie die Praktiken und Perspektiven der Beteiligten erweitert werden. So können Prioritäten gesetzt werden für den Schutz und die Wiederherstllung dieser Vielfalt und letztlich seigt auch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel. Auf der Grundlage dieses Wissens werden einerseits evidenzbasierte und praktikable Schutzstrategien gemeinsam entwickelt. Andererseits werden diese auch gefördert, indem Prozesse zum Tragen kommen, die Interessengruppen einbinden. und durch Prozesse der Einbindung von Interessengruppen gefördert.
Zahlen
Das Projekt wurde am 1. Dezember 2020 gestartet und ist derzeit in Arbeit.
Zusammenfassung
Die Schweizer Gewässer besitzen eine aussergewöhnlich hohe biologische Vielfalt. Allerdings führt der zunehmende Druck auf das Klima und die natürlichen Ökosysteme zu einem beispiellosen Verlust der Biodiversität, insbesondere in Seen und Flüssen. Die ökologischen Folgen dieses Rückgangs werden weiterhin unterschätzt. Gleichzeitig gibt es bei der Umsetzung von Schutzmassnahmen einige Herausforderungen, etwa einen Mangel an Wissen und Ressourcen, widersprüchliche Ziele und begrenzte Zusammenarbeit zwischen relevanten Akteur*innen. Das Projekt reagiert auf diese Herausforderungen, indem es sich auf die folgenden vier Schlüsselprioritäten konzentriert die hier beschrieben sind.
Die Wyss Academy arbeitet hierbei mit folgenden Institutionen zusammen: Amt für Landschaft und Natur (LANAT) des Kantons Bern, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Institut für Ökologie und Evolution (IEE) an der Universität Bern / Eawag, Abteilung Fischökologie & Evolution (FishEc), Institut für Politikwissenschaft (IPW) an der Universität Bern / Eawag, Abteilung Umweltsozialwissenschaften, Schweizer Kompetenzzentrum für Fischerei (SKF).
Projektverbindungen
Teil des Themas
Naturschutz mit Mehrwert für die Bevölkerung
Naturschutz mit Mehrwert für die Bevölkerung
Zeitleiste
Über uns wird berichtet!
Projektupdate 28. Januar 2025
MedienmitteilungenMedienmitteilung der Universität Bern zu neuen Fischarten lesen Eawag-Medienmitteilung lesenMedienmitteilung der Universität Bern zu Renaturierung lesenTVBeitrag der Universität Bern zu RenaturierungBeitrag von TeleBielingue zu RenaturierungRadioBeitrag von RTN zu neuen Fischarten
Finden Sie hier mehr über das Projekt:
Projektupdate 27. Januar 2024
1. Fischvielfalt erfassen und dokumentieren, Verbreitungskarten erstellen und neue Arten beschreibenOb der Verlust der Biodiversität gestoppt und Lebensräume wirksam geschützt werden können, hängt grundlegend davon ab, Arten korrekt zu bestimmen und die biologische Vielfalt umfassend zu beschreiben. Die Taxonomie spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie widmet sich der Erkennung, Klassifizierung und dem Verständnis von Biodiversität. Bislang wartet rund ein Fünftel der mehr als 120 bekannten Fischarten in der Schweiz noch auf eine formale Beschreibung. Das Verständnis der Fischvielfalt, die Definition ihrer geografischen Verbreitung und Habitatansprüche sowie die Bewertung aktueller Gefährdungen sind essenziell für ihren Schutz. Im Rahmen des Projekts LANAT-3 werden Zielgruppen wie Schmerlen (Barbatula spp.), Elritzen (Phoxinus spp.), Groppe (Cottus spp.), Gründlinge (Gobio spp.) und andere untersucht, ihre Bestimmung geklärt und neue Arten beschrieben (Calegari et al. accepted). Eine exakte Bestimmung und Klassifikation sind entscheidend für den gesetzlichen Schutz und ermöglichen eine zielgerichtete Schutzplanung (Josi et al. 2024a).2. Umweltfaktoren identifizieren, die die Verbreitung von Arten steuernSowohl natürliche Faktoren wie Klima und Nahrungsverfügbarkeit als auch menschliche Aktivitäten beeinflussen die Verbreitung von Arten. Ökologische Nischenmodelle werden genutzt, um vorherzusagen, wo Arten vorkommen könnten. Diese erklären aber nicht, warum bestimmte Gebiete mehr oder weniger geeignet sind (Josi et al. 2024b). Deshalb wurde im Projekt ein neuer Ansatz mit Explainable AI entwickelt, um herauszufinden, welche Umweltfaktoren einen Standort für eine Art geeignet oder ungeeignet machen. So lässt sich das Ausmass menschlicher Einflüsse auf natürliche Lebensräume quantifizieren und die entscheidenden Treiber für den Artenverlust in einer Region identifizieren (Waldock et al. 2024). Diese Erkenntnisse helfen, gezielte Schutzmassnahmen zum Erhalt der aquatischen Biodiversität zu entwickeln (Wegscheider et al. 2024).3. Prioritäre Gebiete für Schutz oder Renaturierung identifizieren – unter Berücksichtigung des KlimawandelsAufbauend auf diesen Erkenntnissen wird ein systematischer Planungsansatz für den Naturschutz entwickelt, um prioritäre Schutzgebiete, künftige Klimarefugien und Regionen mit dringendem Renaturierungsbedarf zu identifizieren. Auf dieser evidenzbasierten Planung basiert die Auswahl des Einzugsgebiets Saane-Sense als eine der Schlüsselregionen mit hohem Schutzbedarf. In dieser Pilotregion sollen Wissenschaft und Praxis enger zusammenarbeiten, um wirksame und effiziente Empfehlungen zu entwickeln.4. Praktiken und Perspektiven von Stakeholdern analysierenIn der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Gesetzen, Vollzugsbereichen und Akteur*innen, die direkt oder indirekt mit aquatischer Biodiversität und Klimawandel zu tun haben. Um gezielte und sinnvolle Beiträge zum Schutz und zur Renaturierung der aquatischen Biodiversität zu leisten, müssen diese bekannt sein: Was geschieht bereits? Welche Perspektiven haben die Stakeholder?Wie interagieren sie? Wo gobt es Defizite oder Chancen? Dazu führt das Projekt eine Kontextanalyse und eine sozial-ökologische Netzwerkanalyse in der Testregion Untere Emme (Zinn et al. 2024) und in der Pilotregion Saane-Sense durch.5. Evidenzbasierte, praktikable Strategien gemeinsam entwickeln und umsetzenObwohl die Schweiz rechtliche und strategische Rahmenwerke für den Schutz der aquatischen Biodiversität hat, gibt es in der Umsetzung zahlreiche Herausforderungen: knappe Ressourcen, opportunistische statt evidenzbasierte Ansätze, Zielkonflikte und zu wenig Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Akteur*innen. Um diese Hürden zu überwinden, sind eine enge Kooperation von Wissenschaft und Praxis sowie ein adaptives, integriertes Management entscheidend. In partizipativen Prozessen werden relevante Stakeholder*innen zusammengebracht, um evidenzbasierte, praktikable Strategien und Massnahmen für einen wirksamen Schutz und die Renaturierung der aquatischen Biodiversität in der Schweiz zu entwickeln. Erste Erkenntnisse wurden in der Testregion gewonnen (Aeschlimann et al. 2024a; Aeschlimann et al. 2024b) und werden in der Pilotregion weiter vertieft, wo der Schutzbedarf besonders hoch ist. Ziel ist, Lerneffekte für die ganze Schweiz zu generieren.VorträgeYouTube-Video ansehenMedia releases:Eawag-Medienmitteilung lesenMedienmitteilung der Universität Bern lesen