Ergebnisse der Dialoge in Europa
Projektupdate
Veröffentlichungsdatum: 6. Juni 2024
Teil des Projekts
Wyss Academy Dialogue on the True Value of Forests
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Teil des Projekts
Wyss Academy Dialogue on the True Value of Forests
Wyss Academy Dialogue on the True Value of ForestsVeröffentlichungsdatum: 6. Juni 2024
Der wahre Wert der Wälder – im Emmental und darüber hinaus
Was macht Wälder wirklich wertvoll? Wie kann ihr Potenzial so genutzt werden, dass die Bedürfnisse von Mensch und Natur gleichermassen berücksichtigt werden? Und wie soll insbesondere die Energiestrategie 2050 mit dem Waldschutz in Einklang gebracht werden? Diese und andere Fragen wurden am 4. und 5. Juni 2024 intensiv diskutiert – im Rahmen des Wyss-Academy-Dialogs zum wahren Wert der Wälder im Emmental, Kanton Bern. Auf Einladung der Wyss Academy for Nature und des Amts für Wald und Naturgefahren des Kantons Bern trafen sich rund 35 Fachleute und Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Kunst auf Schloss Hünigen und im Toppwald.
32 Prozent der Schweizer Landesfläche – rund 13 000 Quadratkilometer – bestehen aus Wald. Diese Fläche gehört 250'000 privaten und 3'400 öffentlichen Waldeigentümer*innen. Klar ist, dass die Anspruchsgruppen unterschiedliche Perspektiven auf die Bedeutung und Nutzung des Waldes besitzen. Ziel des Dialogs war es, unterschiedliche Positionen und aktuelle Probleme offen anzusprechen und gemeinsam erste Lösungsansätze zu entwickeln.
Integrierte Landnutzungssysteme sind gefragt
Der Vormittag des ersten Tages war integrierten Landnutzungssystemen für erneuerbare Energie im Waldumfeld gewidmet. Nutzungskonflikte haben sich in der Schweiz über die Jahre verstärkt. Einerseits sind die Ansprüche an Flächen für Natur-, Kultur- und Gewässerschutz gestiegen, andererseits wurde die Ausbreitung von Siedlungs- und Verkehrsflächen bisher nur mässig gebremst. Dieses Spannungsfeld spiegelte sich auch in der engagierten Debatte zur Energiestrategie 2050. So dürfte beispielsweise das strenge Schweizer Rodungsverbot angesichts des Bedarfs an Windkraftanlagen zunehmend unter Druck geraten.
Nachhaltige Holznutzung
Den Nachmittag verbrachten die Teilnehmenden direkt im Wald. Eine ausgedehnte Führung im schönen Toppwald ermöglichte Einblicke in die nachhaltige Holznutzung durch den kantonalen Forstdienst. Diese umfasst neben dem Holzeinschlag auch Massnahmen zur Verjüngung des Waldes und zur Förderung des Naturschutzes. Langfristig wird eine ausgeglichene Holzbilanz angestrebt, auch wenn sich hierbei noch ein weiter Weg abzeichnet. Untersuchungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigen, dass wirtschaftlich mehr Holz als bisher genutzt werden könnte. Eine stärkere Nutzung widerspiegelt jedoch nicht die Realität in der Forstwirtschaft. Gründe dafür sind unter anderem der Handel mit CO2-Zertifikaten, eine wenig rentable Holzproduktion, Widerstand gegen die Holznutzung und der Ausbau von Waldreservaten, in denen Holzschlag weitgehend verboten ist.
Vielfältige Ansprüche an den öffentlichen Wald
Neben den sektorspezifischen Interessen müssen heute zahlreiche weitere gesellschaftliche Ansprüche an den öffentlichen Wald berücksichtigt werden. Mit diesem Thema starteten die Teilnehmenden in den zweiten Tag. Von Jogger*innen über Botaniker*innen und Ornitholog*innen bis hin zur Mitarbeitenden des Waldkindergartens – sie alle nutzen diese Ressource und haben teils unterschiedliche Vorstellungen davon, wie dieses Naturkraftwerk gestaltet werden soll. Förster*innen sind deshalb zunehmend in einer Vermittlungsrolle bei Nutzungskonflikten gefordert. Dass einige Interessengruppen besser organisiert sind und ihre Anliegen lauter vorbringen als andere, dient nicht immer dem Wohl der gesamten Bevölkerung.
Erste Lösungsansätze entwickeln
Zunächst wurde ein Überblick über diese vielfältigen und komplexen Probleme erarbeitet. Danach wurden konkrete Lösungsansätze entwickelt und vorgestellt. Darunter waren etwa neue Geschäftsmodelle für die Holzindustrie, Ideen für einen Therapiewald eines Spitals, für eine Wald-Sensibilisierungskampagne oder auch für einen Marktplatz im Kontext von Biodiversitätszertifikaten. Dass diese Vorschläge im Co-Design-Prozess teilweise in sehr heterogen zusammengesetzten Kleingruppen entstanden waren, erhöhte ihre Tragfähigkeit. Und dass sich nach dem offiziellen Ende des Dialogs einzelne Teilnehmende nochmals trafen, um ihre Projektideen weiterzuentwickeln, ist ein starkes Signal, das Grund zu Optimismus gibt.
🌍 Die Wyss-Academy-Dialoge zum wahren Wert der Wälder ist Ergebnis einer Kooperation mit dem Impact Hub Network als Partner. Sie sind Teil einer globalen Veranstaltungsreihe, die den Austausch lokaler Lösungen zur Förderung des Werts des Waldes anregen und konkrete Massnahmen initiieren will. Den Auftakt machte Anfang Mai die brasilianische Stadt Manaus im Amazonasgebiet. Nach dem zweiten Event letzte Woche in Thailand stellte der Dialog am 4. und 5. Juni im Emmental die dritte Veranstaltung dar. Der Abschluss der regionalen Serie ist vom 10. bis 17. Juni in Madagaskar geplant. Eine globale Veranstaltung in der zweiten Jahreshälfte 2024 soll die Erkenntnisse aus den verschiedenen Regionen bündeln und sowohl gemeinsame Nenner als auch Besonderheiten der Wälder herausarbeiten.
Team
- Projektkontakt
Projektkontakt
Tatjana von Steiger
Head of Global Policy Outreach