Lässt sich der Trend zur industriellen Landwirtschaft umkehren?
Projektupdate
Veröffentlichungsdatum: 5. März 2024
Lässt sich der Trend zur industriellen Landwirtschaft umkehren?
Projektupdate
Veröffentlichungsdatum: 5. März 2024
Als das Nam-Tien-Schutzgebiet in der Provinz Sayaboury gebaut wurde, um die Reisfelder flussabwärts mit Wasser zu versorgen, war die Umgebung von dichtem Wald bedeckt. In diesem Wald lebten zahlreiche seltene Vogel- und Tierarten. Zudem war er eine wichtige Quelle für Früchte, Nüsse, Kräuter und Pilze für die lokale Bevölkerung. 2011 wurde dieser Ort als idealer Standort für das Elephant Conservation Center ausgewählt. Was seither geschehen ist, stellt jedoch eine Bedrohung für die Zukunft dieser ikonischen Tiere und das Wohlergehen der lokalen Bevölkerung dar.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Landschaft rund um das Nam-Tien-Reservoir drastisch verändert. Hunderte Hektaren wurden gerodet, um Platz zu schaffen für Landwirtschaftliche Flächen. Treiber war hier die Nachfrage ausländischer Investor*innen. Obwohl das Gebiet von der lokalen Regierung als Schutzgebiet ausgewiesen wurde, stellten Forschende der Wyss Academy 2023 fest, dass die natürliche Vegetation zurückgedrängt wurde. An ihre Stelle waren mit Pestiziden behandelte Bananenplantagen getreten, Melonenfelder mit kilometerlangen Plastikabdeckungen und mehrere Reihen von Maniok auf schnell erodierenden Hängen.
Um Lösungen für diese Probleme zu finden, wurden Daten erhoben, Karten erstellt und mehrere Treffen abgehalten. Die verschiedenen Anspruchsgruppen waren sich einig, dass der schleichende Eingriff und die Landnahme gestoppt und der Wald wiederhergestellt werden muss. Der Provinzgouverneur erliess entsprechende Anweisungen und setzte eine Taskforce ein. Das Departement für Landwirtschaft und Wald erhielt die Führungsrolle, während weitere Departemente für Planung, Finanzen, Umwelt und öffentliche Sicherheit ebenfalls in dieses anspruchsvolle Vorhaben eingebunden wurden.
Die Bemühungen zur Wiederherstellung des Schutzgebiets von Nam Tien haben erst begonnen, doch die Wyss Academy beschleunigt den Prozess in Zusammenarbeit mit lokalen, nationalen und internationalen Expert*innen. Zudem werden Konsultationen mit verschiedenen Anspruchsgruppen durchgeführt – ein wichtiger Schritt, um die lokale Zusammenarbeit zu stärken, die Datenerhebung und -analyse zu unterstützen und das nötige Wissen über die Region und ihre aktuellen Probleme zu gewinnen. Während die Einrichtung von Baumschulen eine vergleichsweise einfache Aufgabe ist, erfordert das Aushandeln von Vereinbarungen mit Hunderten von Landnutzer*innen sensible Verhandlungen und schwierige Entscheidungen.
Kann ein neu aufgeforsteter Wald der lokalen Bevölkerung das gleiche Einkommen ermöglichen, das sie zuvor erzielt hat, indem von ausländischen Investor*innen angelegte Bananenplantagen und Melonenfelder bewirtschaftet wurden? Dies ist eine der Schlüsselfragen für die bevorstehende Arbeit der Regierung und der Wyss Academy im Schutzgebiet von Nam Tien. Obwohl die Landnahme im Wald illegal ist, hat sie Arbeitsplätze geschaffen, von denen heute viele Familien abhängig sind. Es braucht alternative Einkommensquellen, die Natur schützen und bereichern, statt sie zu beeinträchtigen und zu zerstören. Die ersten Schritte auf dem langen Weg zur Entwicklung und Umsetzung solcher Alternativen sind getan – und sie werden nun mit der Beteiligung und aktiven Mitwirkung lokaler Gemeinschaften, staatlicher Stellen und von internationalen Forschenden fortgesetzt.
Team
- Projektkontakt
Projektkontakt
Dr. Horst Weyerhäuser
Hub Director