Verlagerungseffekte globaler Biodiversitätsstrategien verstehen und vorwegnehmen
Verlagerungseffekte globaler Biodiversitätsstrategien verstehen und vorwegnehmen
- Unser Ziel
Dieses Projekt untersucht mögliche Spillover-Effekte globaler Biodiversitätsziele. Die Zusammenhänge werden auf globaler Ebene analysiert, aber auch anhand einer regionalen Fallstudie, die sich auf das peruanische Wyss-Academy-Solutionscape in Madre de Dios bezieht. Das Team erforscht, wie sich Naturschutzregelungen nicht nur lokal, sondern auch in räumlich weit entfernten Regionen auf die Landnutzung auswirken können. Geleitet wird das Vorhaben von einem Postdoktoranden der Vrije Universiteit Amsterdam (VU) in enger Zusammenarbeit mit der Wyss Academy.
- Zahlen
Das Projekt wurde am 1. Juli 2023 gestartet und ist derzeit in Arbeit.
Zusammenfassung
Das Projekt nutzt globale Modelle von Landnutzungssystemen, um die Spillover-Effekte zu analysieren, die durch die Umsetzung globaler Biodiversitätsziele im Rahmen des Global Biodiversity Framework (CBD GBF) der Biodiversitätskonvention entstehen können.
Ein Spillover-Effekt kann beispielsweise auftreten, wenn eine Regierung – wie im Ziel 5 des Global Biodiversity Framework vorgesehen – ein Waldgebiet zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten unter Schutz stellt. In dem ausgewiesenen Schutzgebiet sind dann etwa Landwirtschaft und Holzeinschlag verboten. Das wirkt sich positiv auf den Schutz des Lebensraums und die Biodiversität innerhalb des Gebiets aus. Gleichzeitig benötigen lokal ansässige Gruppen wie Landwirt*innen und Holzfäller*innen weiterhin eine Einkommensquelle. Da die Schutzzone für sie tabu ist, verlagern sie ihre Aktivitäten möglicherweise auf umliegende, ungeschützte Flächen. Dadurch kann es andernorts zu verstärkter Abholzung oder generellen Änderung der Landnutzung kommen – unter Umständen sogar in grösserem Ausmass als zuvor.
Die im Projekt eingesetzten Modelle kombinieren Daten zu Landnutzung, Biodiversität und menschlichen Aktivitäten, um unbeabsichtigte Auswirkungen wie solche Verlagerungseffekte zu simulieren – auch über grosse Distanzen hinweg. Durch die Verknüpfung von Modellen zur Artenverbreitung mit Landnutzungsszenarien untersucht das Projekt die Zielkonflikte zwischen dem Schutz der biologischen Vielfalt und den Bedürfnissen landabhängiger Gemeinschaften. So lassen sich Auswirkungen internationaler Rahmenbedingungen auf entlegene Regionen (sogenannte Telecouplings) besser verstehen.
Ein ergänzendes Fallbeispiel im Wyss-Academy-Solutionscape von Madre de Dios in Peru ergänzt das Bild um lokale Perspektiven auf unbeabsichtigte Folgen von Naturschutzstrategien. Auf partizipative Weise wurden Karten erstellt und Gespräche mit Vertreter*innen relevanter Anspruchsgruppen geführt. So konnte untersucht werden, wie sich globale Biodiversitätsziele konkret vor Ort auswirken. Dieser integrierte Ansatz verbindet globale Modellierung mit lokalen Gegebenheiten. Im Ergebnis liefert er die Grundlage für praxisnahe Empfehlungen dafür, Spillover-Effekte zu vermeiden sowie eine nachhaltige, gerechte Landnutzungspolitik.
Ergebnisse des Projekts umfassen wissenschaftliche Fachpublikationen, praxisorientierte Kurzdossiers (Policy Briefs) und Workshops zur Unterstützung wirksamer Entscheidungsprozesse.
Projektverbindungen
- Teil des Themas
Naturschutz mit Mehrwert für die Bevölkerung
Naturschutz mit Mehrwert für die Bevölkerung
Zeitleiste
Neues Papier über die Auswirkungen von Umweltpolitikmaßnahmen auf die Bodenbewirtschaftung
Projektupdate 15. Juli 2025
Umweltpolitische Interventionen sind entscheidend für die Bekämpfung des Biodiversitätsverlusts und des Klimawandels, doch ihre Wirksamkeit kann durch Landnutzungseffekte beeinträchtigt werden, bei denen Bemühungen, die Auswirkungen an einem Ort zu verringern, sie anderswo verdrängen. Trotz der zunehmenden Anerkennung von Spillovers sind sie nach wie vor ungleich definiert, inkonsistent gemessen und schlecht in die Bewertung und Rechenschaftslegung von Politiken integriert. Diese systematische Übersicht fasst die aktuelle Forschung zu Landnutzungseffekten zusammen, die durch umweltpolitische Maßnahmen ausgelöst werden, darunter die Kohlenstoffpreisgestaltung, Schutzgebiete, Eingriffe in die Lieferkette und Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen. Wir identifizieren drei dominante Wege: Leckagen, indirekte Landnutzungsänderungen (iLUC) und positive Spillovers, die unter gemeinsamen Bedingungen wie schwacher Durchsetzung, Marktzusammenführung, begrenzten Lebensunterhaltsalternativen und zugänglichen Grenzländern entstehen. Diese Bedingungen werden von breiteren institutionellen, wirtschaftlichen, demografischen und biofysischen Faktoren geprägt, aber selten in die Gestaltung und Bewertung von Politiken integriert. Während die Methoden zur Bewertung von Spillover-Effekten von globalen ex-ante-Modellen bis hin zu lokalen ex-post-räumlichen und ökonometrischen Analysen reichen, gibt es nur wenige Studien, die Skalen überbrücken oder Ergebnisse mit internationalen politischen Rahmenwerken wie dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) oder dem Übereinkommen der Vereinten Nationen über den Klimawandel (UNFCCC) verbinden. Die Fälle konzentrieren sich auf klimabezogene Interventionen und auf Südamerika, was wichtige geografische und sektorale blinde Flecken hinterlässt. Dies schränkt ihre Relevanz für die Gestaltung von Politiken ein, die verdrängte Auswirkungen minimieren und nachhaltigeren Ergebnisse fördern. Fortschritte in der Spillover-Forschung werden gemeinsame Rahmenbedingungen, konsistentere Methoden und Mehrskalen-Werkzeuge erfordern, die die Vergleichbarkeit, Zuordnung und Integration in die Umweltverwaltung verbessern können.Autor: Diana Ramírez-Mejía,Yves Zinngrebe,Erle C. Ellis,Peter H. Verburg / Publikation: Global Environmental Change / Verlag: Elsevier / Datum: Juli 2025
Team
- ProjektkontaktProjektkontakt
Prof. Dr. Julie Zähringer
Professor of Land Systems and Sustainability Transformations
